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Max Giesinger veröffentlicht Album “VIER”
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Es liegt in der Natur von Reisen, dass sie irgendwann enden. Und manchmal braucht man ein bisschen, bis man selbst versteht, dass ein Trip vorbei ist. Max Giesinger ging es genau so. Vor drei Jahren erschien „Die Reise“, sein drittes Album, mit dem er einen Sommer und vier andere Jahreszeiten lang durch die Gegend zog, bis Corona der Sache ein vorläufiges Ende bereitete. Und Max begriff: Das ist okay so. Es war eine perfekte Zusammenfassung seiner eigenen Reise durch die (Musik-)Welt, der Schlusspunkt einer Trilogie.
Nun wissen wir alle: Wenn etwas aufhört, beginnt etwas Neues. Und Reisen enden in der Regel dort, wo man zuhause ist. Und so muss man „VIER“ sehen. Oder vielmehr: hören. „VIER“ ist nämlich das vierte Album von Max Giesinger. Und ist noch viel mehr. Ein Neubeginn, ein Ankommen bei sich selbst, ein Trip in die Untiefen der eigenen Seele.
https://maxgiesinger.lnk.to/VIERWE
Erinnern wir uns kurz an das verblichene Jahrzehnt. Max war der Junge, der rennt, und er wäre auch 2020 kein bisschen stehengeblieben – er hätte auf Tour gehen sollen, nachdem er im Frühjahr von „Sing meinen Song“ aus Südafrika zurückkam. Wieder Dutzende von Konzerten, wieder hunderttausende von Besuchern, wie in den Jahren zuvor. Stattdessen, aus sattsam bekannten Gründen: Max allein. Auf seinem schicken Sofa, an seinem Klavier, die beiden einzigen größeren Anschaffungen von Belang in seinem Leben. Max allein in seiner Küche im Hamburger Schanzenviertel, in der er erst lange ratlos auf den Herd starrte und dann mit knapp über 30 kurzerhand das Kochen lernte, zumindest ein bisschen. Max, der jahrelang nicht ernsthaft zum Lesen kam, allein mit Büchern. Die Außenwelt, in der er seit „The Voice of Germany“ vor zehn Jahren fast ausschließlich existierte: Er vermisste sie kein bisschen. Dafür hat er zu seiner eigenen Verblüffung im Lockdown festgestellt, was ihm tatsächlich gefehlt hat – er selbst. Ein Gefühl für die eigenen Bedürfnisse. Und einen Kompass für die Dinge, die er nicht braucht.
Es war schon eine Ahnung davon da, als im November 2018 „Die Reise“ erschien. Das war ja nicht nur eine Stippvisite zu den geographischen Fixpunkten seines Lebens, sondern auch eine an den Rand seiner inneren Unruhe, von der er in „Zuhause“ erzählt. Im Sommer 2020, als ihm keine Clubs, keine Bühnen, keine Showsofas zu Verfügung standen, um diese Unruhe zu vertreiben, stellte er sich ihr. Er schrieb Songs, die ihm beim Staubsaugen in den Kopf kamen. Mit Themen, die ihm lange schon im Magen lagen. „Irgendwann ist jetzt“ ist so ein Stück, diese Hymne der Eigenverantwortlichkeit. Oder, noch viel mehr: „Deine Zweifel“, das beschreibt, wie Max in seiner Kindheit geprägt worden ist, mit allen erfahrenen Ambivalenzen und widersprüchlichen Gefühlen. „Wie sehr einen so etwas auch sehr viel später noch beschäftigt“, sagt Max, „das habe ich erst jetzt so richtig verstanden.“
Dieser Blick nach innen: Er hat Max Giesinger durchlässiger gemacht. Offener für seine eigenen Gefühle, offener für sein oft geleugnetes Bedürfnis zur Einsamkeit. Er war allein in Portugal – obwohl: so allein dann auch wieder nicht. Wochenlang wohnte er in einem Retreat, in dem die spektakuläre Kurskombination aus Surfen und Yoga angeboten wurde. „Wellenreiten ist jetzt nicht so mein größtes Talent, aber definitiv immer eine Grenzerfahrung“, sagt er. „Yoga dagegen… Genial. Das war meine Entdeckung des Jahres.“
Aber er ist, während draußen die Welt stillstand, auch ein paar Mal in eine Hütte in der Eifel gefahren, zusammen mit den Jungs, mit denen er seit Jahren seine Stücke schreibt. Hat ihnen die Staubsaugersongs aus Hamburg vorgespielt. Hat Demos für ein neues Album aufgenommen. Sie dann in einem geliehenen Cabrio in Bayern laut gehört – und irgendwann gemerkt, dass ihm Tränen in den dunklen Bart liefen. Zum Beispiel bei „In meinen Gedanken“ – ein kleines vertontes Denkmal, das er für seine Oma gebaut hat. „Die ist in ihrem Leben dreimal im Bayerischen Wald gewesen, ansonsten besteht ihr Leben bis heute aus der Selbstaufgabe für die Familie“, sagt Max, „und ich bin ständig in der Welt unterwegs – da war es mir ein Bedürfnis, ihr mal ganz offiziell zu sagen, dass ich sie unterwegs immer bei mir habe“. Als seine Oma das Ding zum ersten Mal gehört hat, war sie extrem gerührt. „Und komplett überfordert. So ist das bei Menschen, die immer nur bescheiden im Hintergrund wirken und plötzlich ins Spotlight gezogen werden“.
Aber Max heulte damals im Cabrio auch aus unfassbarem Glück mit den eigenen Demos, mit der ungehörten Energie, die sie ausstrahlen. Mit Songs wie „Der letzte Tag“ und „Das letzte Prozent“, von denen er wusste: Die nimmt mir keiner mehr. „In diesem Moment“, sagt Max, „war mir völlig egal, ob die Dinger gut im Radio laufen oder die Fans sie mögen. Dieser Moment war nur für mich.“
Er nennt das, was er in der Eifel und später im Herbst noch einmal in einem Dorf bei Hamburg gemacht hat, „next level Themen“. Dieses Ankommen bei sich selbst, diese Sehnsucht danach, seinem eigenen Gefühl zu vertrauen. Dieser letzte Blick zurück auf seine Rastlosigkeit, von der er in „Irgendwo da draußen“ erzählt, von seinem Aufbruch aus dem Kinderzimmer in Busenbach, wo immer noch das Kurt-Cobain-Poster über dem Bett hängt. Von seiner latenten Sehnsucht nach der Natur, „Berge“ ist der Song dazu. Und dann ist da noch „Das Wunder sind wir“.
Max war vor nicht allzu langer Zeit auf Bali, er saß pünktlich zum Sonnenuntergang in einem extrem angesagten Restaurant am Meer, und für diesen Moment war das der schönste Ort der Welt. Was er aber auch sah: Haufenweise Influencer*innen, die sich in der Kulisse inszenierten und fotografierten und nur auf ihre Handys starrten. Ihr seid überall, nur nicht hier, dachte er. Und dann wurde ihm klar, dass das auch zu oft in seinem Leben für ihn galt. Und wie gut ihm am Ende tat, dass Corona ihn aus dem Verkehr, aus seinem alten Leben gerissen hat. Dass er gemerkt hat: Er wird nicht vergessen, wenn er nicht ständig zu sehen ist. „Was du suchst, war schon immer in dir“, singt er in „Das Wunder sind wir“.
Das also ist „Next Level Max“. Das ist „VIER“. Und eine astreine Pasta bekommt er jetzt auch hin.
Autor: Stephan Bartels
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