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Bietet eine LP wirklich einen besseren Klang?
Nach Jahrzehnten als der klassische Tonträger wurde die LP oder Langspielplatte in den achtziger Jahren von der digitalen CD abgelöst. Heute werden digitale Tondateien über das Internet verbreitet und gestreamt. Mittlerweile ist aber ein Revival der LP zu beobachten. Die LP ist zwar immer noch ein Nischenprodukt, verteidigt diese Nische allerdings immer besser. Ist das nur eine Nostalgie für eine alte Technik oder steckt mehr dahinter?
Heute verfügbare Tonträger
Nach der LP und der CD schlug die Stunde der digitalen Dateien im MP3-Format. Diese sparen nicht nur Speicherplatz, sondern lassen sich auch einfach über das Internet verbreiten. Streaming und Filesharing sind nur mit solchen Dateien möglich. Mit den heutigen Übertragungsgeschwindigkeiten sind beide Methoden kein Problem mehr. Seit ein paar Jahren kommt es zu einem Revival der Langspielplatte und es gibt wieder eine große Auswahl an Plattenspielern.
Wie sieht der rein akustische Qualitätsvergleich zwischen den Tonträgern aus?
Beim Abspielen von MP3-Dateien sind Pre-Echos ein Problem, wenn Schlaginstrumente für die Aufnahme verwendet wurden. Bei einem Test auf einer technisch am oberen Rand des Möglichen angesiedelten Stereoanlage überzeugt eine MP3-Datei im Vergleich zu anderen Tonträgern auch nicht wirklich.
Im Gegensatz dazu wirken sowohl LPs als auch CDs mit hoher Datenrate auf einer Topanlage überzeugend. Rein physikalisch gesehen speichert eine CD Frequenzen zwischen 20 Hertz und 20 Kilohertz. Auf einer LP werden ganz tiefe Töne durch die Mechanik des Plattenspielers verdeckt, nach oben erreicht der aufgenommene Frequenzbereich aber bis zu 30 Kilohertz. Die Hörfähigkeit des Menschen reicht allerdings kaum über 20 Kilohertz hinaus und deshalb wird es schwierig, die physikalische Situation auf das Hörerlebnis umzulegen.
Welche anderen Effekte beeinflussen das Hörerlebnis?
Das beginnt auf jeden Fall mit der Akustik des Raums, in dem die Musik abgespielt wird. Bücherwände und Teppiche verbessern die Akustik, glatte Wände und große Glasflächen verschlechtern sie. Manche Experten bewerten schon diesen Effekt als wesentlich schwerwiegender als die rein technischen Unterschiede zwischen den Tonträgern.
Dazu kommt noch einiges an Hörpsychologie. Das Hörerlebnis spielt sich nicht in den Ohren, sondern im Gehirn ab. Damit hängt das Hörerlebnis auch von den Erwartungen des Hörers ab, die sich keinesfalls mit rein physikalischen Vergleichen beschreiben lassen. Ein einfacher Aspekt ist die Tatsache, dass viele Hörer von bestimmten Nebengeräuschen nicht nur nicht gestört werden, sondern sie tatsächlich schätzen. Damit entsteht also sogar ein Widerspruch zwischen der rein akustischen Qualität und dem subjektiven Qualitätsempfinden.
Weitere Attraktionen der LP
Wie mechanische Uhren besitzen LPs einen gewissen Retrocharme, den die heute produzierte digitale Technologie nicht bieten kann.
Die Rillen als Datenträger sind für den Hörer unmittelbarer erlebbar als die Daten auf einer CD, die für das Auslesen das Abtasten durch einen Laserstrahl erfordern. Dazu kommt, dass das Abspielen einer LP ein viel direkteres haptisches Erlebnis darstellt. Die LP muss mit Sorgfalt gehandhabt werden, der Plattenteller dreht sich, der Hörer muss die Nadel mit einem Hebel selbst auf die Platte absenken.
Schließlich gibt es noch sehr einfache Effekte, die aber auch auf viele Hörer einen Reiz ausüben. Durch die Dimensionen einer LP ist es einfacher, auf dem Cover künstlerische Darstellungen unterzubringen als auf einer Packung für CDs. Dasselbe gilt für beigelegte Druckerzeugnisse auf Papier.
Ganz vergessen sollte man auch nicht auf den Effekt der Exklusivität. Nachdem es sich bei LPs um ein Nischenprodukt handelt und der technische Aufwand verhältnismäßig hoch ist, kann man sich mit dem Sammeln und Abspielen von LPs von der Masse abheben. Auch wenn viele das nicht offen zugeben würden, bietet dieser Umstand ähnliche Reize wie der Besitz einer exklusiven mechanischen Armbanduhr.