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Mit Musik die Konzentration fördern: welche Beats eignen sich?
Die einen brauchen absolute Stille, um sich konzentrieren zu können, bei anderen geht ohne Musik im Ohr gar nichts. Sind Menschen tatsächlich so unterschiedlich, oder haben die Leute, die lieber ohne Hintergrundgeräusche arbeiten und studieren, womöglich einfach noch nicht die richtigen Klänge gefunden? Welche Musik verbessert tatsächlich die Konzentrationsfähigkeit und welche Beats verringert sie? Welche Klänge machen langweilige, repetitive Arbeitsschritte angenehmer? Und gibt es sogar Musik, die schlauer macht und die Gehirnwellen beeinflusst?
Musik kann beim Arbeiten oder Lernen verschiedene Funktionen erfüllen: sie kann an sich Auswirkungen auf das Gehirn haben und dessen Leistungsfähigkeit fördern, sie kann aber auch dazu dienen lästige, ablenkende Geräusche zu übertönen. Denn selbst wer am liebsten in absoluter Stille arbeitet, mag wissen, dass gerade dann jedes kleineste Geräusch störend wirken kann. Wer bereits in einer Bibliothek studiert hat, mag wissen: gerade dann wirkt Flüstern in der Ferne, das Kaugummikauen des Tischnachbarn oder das Tippen auf einer Tastatur besonders laut und nervtötend – und dann kann Musik eben auch diesen Menschen helfen konzentriert bei der Sache zu bleiben.
Musik ist dabei nicht gleich Musik, und wer nach der richtige Playlist sucht, um seine Konzentration zu verbessen, muss einige wesentliche Dinge beachten: Es eignen sich weder Titel, die man besonders gern mag, noch die, die man nicht leiden kann. Das ist logisch: wer seine Lieblings-Hits spielt, mag zwar motivierter und besser gelaunt bei der Sache sein, dabei jedoch riskieren, dass man im Kopf mitsingt oder sich mehr auf den Song als auf eine möglicherweise wenig angenehme Tätigkeit konzentriert. Kann man bestimmte Tunes nicht ausstehen, werden sie als extrem störend empfunden, besonders wenn man ständig versucht ist sie abzuschalten. Am besten sollte man deshalb laut Experten Musik wählen, die einem egal ist – also die man weder besonders gern oder besonders ungern hat, und die damit keine emotionalen Reaktionen bewirkt. Zudem sollten es keine Songs sein, mit denen man nicht vertraut ist – unbekannte Melodien und Texte im Allgemeinen ziehen einen in den Bann und lenken somit ab, wie Wissenschaftler an der Fu Jen Catholic University in Xinzhuang City in Taiwan in einer Studie nachgewiesen haben.
Anders sieht dies übrigens dann aus, wenn man langweilige Tätigkeiten auszuführen hat, die keine große Gehirnleistung erfordern – sei es endloses copy/paste oder monotone Dateneingabe. Songs, sogar mit schnellen Beats, die ablenken, für gute Laune sorgen und motivieren, machen hier Sinn. Gleiches gilt auch im Gaming Bereich, wo Musik eine weitaus wichtigere Rolle spielt als nur Hintergrundgeräusche zu liefern. Sie schafft Atmosphäre, weist den Spieler oftmals auf aufkommende Gefahren und Hindernisse im Vorab hin, beschleunigt oder verlangsamt das Geschehen. Spielautomaten setzen Musik gekonnt ein, um die Zocker zum Weiterspielen zu animieren, bei Games wie Online Poker oder elektronischem Roulette wird damit zusätzlich Spannung geschaffen.
Besonderer Bedeutung wird seit jeher klassischer Musik zugeschrieben. Seit den 90-er Jahren kennt man den Begriff „Mozart-Effekt“, nachdem ein Experiment der University of California ergab, dass bereits das zehnminütige Anhören von Mozarts „Sonate für zwei Klaviere in D-Dur“ vor Beginn einer Arbeitseinheit das räumliche Vorstellungsvermögen der Probanden nachweislich verbesserte. Allerdings nur für 15 Minuten, danach „verpuffte der Effekt“, wie Kritiker betonten, nachdem die Studie zu einem wahren Hype geführt hatte. Zudem löst nicht nur Wolfgang Amadeus diesen Effekt aus, gleiches ließ sich bei Schubert und sogar bei der Brit-Pop Ban Blur nachweisen. Schlauer macht klassische Musik demnach nicht, jedoch kann sie – oftmals mit Beats im 60-BPM Tempo – die Konzentration verbessern, sowie den Blutdruck und Puls senken.
Gleiches lässt sich auch bei atmosphärischen Geräuschen nachweisen – wie beispielsweise Regentropfen, Windgeräuschen oder dem Plätschern eines Bachs. Wenngleich es sich hierbei nicht um Musik handelt, fungieren derartige Naturgeräusche als „White Noise“, der eben nicht nur beim Schlafen, sondern auch beim Arbeiten oder Studieren helfen kann Ablenkungen auszuschalten.
Moderner sind Alpha Brainwaves oder Binaurale Beats: Alpha Brainwaves aktivieren dabei die Alphawellen des Gehirns, was es besonders entspannt und aufnahmefähig macht. Alpha Brainwaves sollen somit die Produktivität fördern, während sich die Arbeit weniger anstrengend anfühlt und weniger ermüdet. Binaurale Beats hingegen sind ebenfalls im Grunde keine Musik, sondern Geräusche, die die Gehirnwellen stimulieren. Die Bezeichnung „binaural“ bedeutet dabei, dass beide Ohren die Schallwellen mit unterschiedlicher Frequenz hören, ein akustischer Trick, der oftmals auch als „auditive Halluzination“ bezeichnet wird. Das Ganze funktioniert allerdings nur mit Kopfhörern, wobei links und rechts unterschiedliche hohe Töne ausgespielt werden, die sich in etwa 10 Hertz unterscheiden, womit die Gehirnwellen positiv beeinflusst werden sollen. Wie ausgeprägt dieser Effekt auf die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit des Gehirns ist, darüber sind sich die Wissenschaftler bisher nicht einig.
Interessant bleibt der eigene Gemütszustand sowie Unterschiede in der Persönlichkeit im Hinblick darauf, wie stark Musik die Konzentration fördert: die Psychologen Manuel Gonzales und John Aiello unterteilten Probanden in Gelangweilte und Nicht-Gelangweilte Gruppen und ließen sie unterschiedlich schwere Aufgaben lösen. Erstaunlicherweise schnitten Gelangweilte dabei besser ab, wurden von Musik jedoch besonders bei komplizierten Aufgaben eher gestört, was bewies: wer bereits ausreichend intellektuell gefördert ist, profitiert nicht zusätzlich von Musik.