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Interview mit Nexxt: Das Album rettete den Rapper aus seiner dunkelsten Zeit
„Bis alles wieder Sinn macht“ heißt der neuester Tonträger des Musikers, welcher am 29. September 2017 erscheint. Wir haben mit Nexxt über die Anfänge seiner Musikkarriere und über die Entstehungsphasen seines Albums gesprochen. Pünktlich zum Interview erscheint heute die zweite Videosingle zum Song „Trag dein Licht in die Welt.“
Nexxt – „Meine Zuhörer bekommen ungefiltertes Material von mir“
Hey Nexxt, du machst schon ziemlich lange Musik. Wie würdest du deinen Weg bis hierhin beschreiben?
Nexxt: Sehr spannend, da ich mich mit meiner Musik weiter entwickelt habe. Wenn ich zurückschaue, dann sehe ich viel Facetten von mir und zum Glück auch persönlichen und musikalischen Wachstum. Es hat eine Weile gedauert bis ich meinen eigenen Stil gefunden habe. Auch wenn ich wohl niemals richtig ankommen werde, weil ich das Ganze immer als fortlaufenden Prozess sehe, kann ich sagen, dass ich nun eine feste Basis habe. Der Prozess wie ich Musik mache – von der Idee bis zum Endprodukt – wird gleich bleiben. Für Veränderungen am Stil aber bin ich immer offen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das hier genau die Musik, die ich machen möchte.
Du hast einen ganz eigenen Stil deine Kunst zum Ausdruck zu bringen. In welche Kategorie würdest du deine Rap-Musik stecken?
Nexxt: Also ich glaube, man kann es in keine der bestehenden Kategorien einsortieren. Das ist das, was ich auch von meinen Hörern gesagt bekomme. Ich selber nenne es NEXXTLVL Rap. Für mich geht es im Leben darum immer weiter zu kommen, bestehende LVL zu meistern und aufzusteigen. Jeder Track ist für mich ein LVL, auf dem ich mich mal befand und welches ich unter anderem auch durch die musikalische Verarbeitung schaffen konnte. So gut wie jeder Track beschäftigt sich am Anfang mit einem Problem und wird zum Schluss gelöst. Man könnte es vielleicht auch als Motivationsrap oder Self-Development-Rap bezeichnen.
Wie beurteilst du die Rap-Szene generell? Wie hat sie sich aus deiner Sicht in den letzten Jahren verändert?
Nexxt: Ehrlich gesagt verfolge ich die Szene nicht wirklich. Was ich aber nebenbei mitbekommen habe ist, das es nun sehr viele verschiedene Rap-Styles gibt. Auch im Deutschrap gibt es nun viel mehr Variation als damals – gerade was Melodie und Rhythmik anbelangt. Aber die Botschaften sind meisten für den Arsch und sie bringen mich nicht weiter in meinem Leben und sind deshalb uninteressant.
Dein Album „Bis alles wieder Sinn macht“ erscheint Ende September. Was können die Hörer musikalisch von dir erwarten?
Nexxt: Erstmal eine völlig neue Art von Rap: Zwei Charaktere, zwei Stimmen, pures Gefühl und 100 Prozent Authentizität. Da dieses Album in einer sehr schmerzlichen Phase meines Lebens entstanden ist, geht es hauptsächlich auch um die Themen Angst, Zweifel, Wut und Hass. Meine LVL oder die Tracks, die auf dem Album sind, sind allesamt sehr „deep“. Wenn die Zuhörer sich drauf einlassen und bereit sind in meine Welt einzutauchen, dann werden sie auch mit ihrer Welt konfrontiert. Die Geschichte des Albums geht los mit dem absoluten Tiefpunkt und der Frage nach dem Sinn in meinem Leben. Am Ende des Albums entdecke ich ihn und schenke ihn auch meinen Zuhörern. Ansonsten gibt es abwechslungsreiche Beats, Gesang, Wut, Geschrei, Heavy Metal und Oper durch das Feature mit Still Awake. Zudem ist zu sagen, dass ich nicht einen Text geschrieben habe, sondern bei den Aufnahmen einfach meiner Intuition vertraut habe. Das bedeutet für die Zuhörer, dass sie ungefiltertes Material von mir bekommen – also wirklich pures Gefühl.
Beschreibe uns doch mal den Weg von der Idee zum Album bis zur Fertigstellung des letzten Songs.
Nexxt: Ich stand vor der Entscheidung, ob ich jetzt Single für Single veröffentlichen oder ein ganzes Album mache möchte. Hierbei habe ich einfach auf meine Intuition gehört und geschaut, was ich will. Ich wollte mein eigenes Album in der Hand halten. Ich habe all mein Geld zusammengekratzt und das Projekt in Eigenregie gestartet. Die Entscheidung war da und dann war es ein Prozess mit vielen Höhen und Tiefen, die man auf meinem Album nachverfolgen kann.
In dieser Zeit hat sich mein privates Leben komplett verändert und ich habe die Musik als Filter genutzt, um das zu verarbeiten. In knapp vier Monaten sind 40 Tracks entstanden. Danach habe ich meine Zeit in die Organisation von Fotoshootings, Videodrehs und in den Vertrieb gesteckt. Ein langer Weg, aber ich freue mich nun die Deluxe Box in meinen Händen zu halten.
Du kennst inhaltlich schon ziemlich an die Grenzen. Visuell zu sehen im Video „Letzter Tag“. Hast du keine Angst damit anzuecken?
Nexxt: Würde ich vorher nachdenken bevor ich rappe, dann würde meine Musik wahrscheinlich so klingen wie etwas, was es schon 1.000 Mal gegeben hat. Aber das tue ich nicht. Das meine ich auch, wenn ich sage: Die Zuhörer bekommen von mir ungefiltertes Material. Mir war klar, dass das Video zu „Letzter Tag“ krass sein wird und vielleicht auch verstören könnte. Das Gefühl dazu war allerdings auch krass und genau so wie im Video. Deshalb musste es so sein. Jeder, der mal über seinen eigenen Tod oder auch an Selbstmord gedacht hat, weiß genau, dass die Gedanken in dieser Phase nicht schön aussehen. Außerdem möchte ich mich nicht, in dem was ich Liebe, einschränken lassen. Die kommenden Videos werden aber etwas leichter, so viel kann ich verraten.
Wie ist die Idee entstanden mit zwei Charakteren auf dem Album zu arbeiten?
Nexxt: Es war nicht wirklich eine Idee, sondern eine Eingebung. Folgende Geschichte hat mich dahin geführt: Ich machte eine Weile nur noch positiven Rap, der für gute Stimmung sorgte. Denn bei all dem Leid in der Welt hatte ich nicht die Lust, mich mit so einer Energie zu beschäftigen. Trotzdem merkte ich, dass etwas fehlte. Irgendwas war nicht stimmig. Es fühlte sich nicht authentisch an. In einem Gespräch sagte eine Freundin etwas zu mir, was mich ein wenig später nur noch starr da sitzen ließ. Ich erkannte, dass ich die ganze Zeit etwas unterdrückte, die vermeintlich „dunkle Seite“ in mir, was sich in meinem Leben und auch in meiner Musik widerspiegelte.
Ich erlaubte mir nicht, der „vollständige“ Mensch zu sein, der ich war bzw. bin. Um es grob auszudrücken, ich unterdrückte mein „Ego“. Tage später setzte ich mich vor das Mikrofon, machte einen Beat an, den ich zuvor aussortiert hätte, da er zu „hart“ war und rappte einfach drauf los, ohne einen Text geschrieben zu haben, ohne zu wissen, was passiert. Ich wusste nur, irgendwas muss raus. Auf einmal meldete sich jemand anderes aus mir. Erst später war mir klar, dass dies mein unterdrückter Anteil – mein „Ego“ war, mit einer zunächst weinerlichen Stimme, die dann aber auch wütend wurde. So kamen schlussendlich diese und meine normale Stimme das erste Mal in einem Song vor. Von nun an erwachte mein „Ego“ in jedem einzelnen Song wieder und kam mit neuen Problemen, Gedanken und Ängsten, die ich lange unterdrückt hatte. Es ist immer ein Austausch der beiden Anteile in mir: EGO & NEXXT.
Wenn du das Album in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
Nexxt: Schmerz, Wachstum und Sinn.
Welchen von den 19 Songs würdest du deinen Großeltern lieber nicht vorspielen?
Nexxt: Meiner Oma könnte ich jeden Song vorspielen, sie hört leider nicht mehr gut. Mein Opa ist sehr locker und entspannt, er sagt immer „Nimm alles mit was du kriegen kannst“. Er will einfach nur, dass ich viele Erfahrungen mache und ich denke auch ein Video wie „Letzter Tag“ würde dazu zählen. Er wäre stolz auf seinen Enkel.
Was kann man von dir in Zukunft noch erwarten?
Nexxt: Ich kann nur sagen, auch wenn ich schon so lange Musik mache, ich habe gerade erst angefangen. Ich plane zu fast jedem Lied ein Video und bin gerade fleißig am Drehen. Dann sind während dieses Albums noch eine Menge mehr Tracks entstanden. Davon hat es nur die Hälfte auf das Album geschafft. Die andere Hälfte wartet noch auf eine Sängerin oder einen Sänger. Diese knapp 20 Tracks sind ruhig, smooth, ohne mein Ego und voller Liebe.
Außerdem bin ich mir mit Still Awake einig, dass es nicht bei einem Feature bleibt. Das bedeutet Live-Musik, keine Beats mehr und das kombinieren von völlig unterschiedlichen Musikrichtungen: Heavy-Metal mit Oper und Rap. Darauf bin ich sehr gespannt.
Ich werde natürlich auch immer offen für Veränderungen sein und das sollten meine Zuhörer auch, denn genauso wie sich mein Leben verändert, wird sich meine Musik mit mir verändern. Auf meinen Social Media Plattformen werde ich alle über Neuigkeiten auf dem Laufenden halten.
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