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Leg doch mal für Monate lang das Handy weg – Leben ohne Handy eine Horrorvorstellung!?

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Leg doch mal für Monate lang das Handy weg – Leben ohne Handy eine Horrorvorstellung!?

Auch wenn das folgende Thema so ein bisschen “OFF Topic” ist hat es doch auch sehr viel mit Musik zu tun und auch als Musikmagazin wollten wir euch nicht vorenthalten was  dem Autor des Beitrages namens “Tomko” ohne Handy alles passiert ist… 


Für die meisten unter euch unvorstellbar, ein Leben ohne Handy im Alltag. Längst ist die Abhängigkeit im Privatleben und/oder Beruf unverzichtbar. Wirklich? Die ständige Bereitschaft sowie die ständigen Kurznachrichten von SMS oder den einzelnen Netzwerken im Minutentakt halten uns doch nur von den wichtigsten Dingen des Lebens ab und machen uns ggf. zuzüglich noch krank.

Wir schreiben das Jahr 2015, der alte Handyvertrag ist ausgelaufen und der Anbieter stellt wie vertraglich vereinbart, seine Dienste ein. Freunde, Kollegen und weitere Bekannte informiert, dass die Handy Nummer deaktiviert ist. So weit so gut. Endlich Ruhe, dachte ich mir oder fangen die diversen Alltagsprobleme der Kommunikation erst richtig an? Das machte mich persönlich neugierig und startete den Selbstversuch, obwohl ich täglich mit Medien und Kommunikation privat und beruflich zu tun habe. Was das im einzelnem für mich und meine Bewältigung des Kommunikationsalltags bedeutete, hätte ich nie gedacht. Allerdings ist es wie bei vielen Vergleichen, es gibt immer Positive und Negative Seite zu verbuchen.

Da das Handy in der Vergangenheit  immer weniger klingelte und auch die Gesprächsbereitschaft  der Gesprächsteilnehmer immer geringer wurde, so unter dem Motto; Ich telefoniere ja nicht gerne!, schrieben lieber gleich 10 x SMS hin und her, obwohl das was man zu besprechen hätte, in 2 bis 3 Minuten in mündlicher Form hätte erledigen können. Dass da gleich mehr als eine halbe Stunde Zeit drauf geht, ist den meisten nicht bewusst. Jeder Mensch verbringt pro Tag durchschnittlich bis zu 3 Stunden Zeit und mehr an seinem Handy.

Hindernisse – aktuelle Musik hören

Musik zu hören gehört wie die Luft zum Atmen. Die CD im Auto, Musikvideos & Streaming über andere Portale am Computer sind längst nicht mehr wegzudenken. Meine Lieblingsmusik habe ich immer per Smartphone über Kopfhörer gehört. Schließlich wollte ich immer auf dem Laufenden bleiben und nach neuer Musik im Internet suchen. Auf verschiedenen Plattformen hörte ich stets die Musik die ich wollte. Auch das wecken durch mein Lieblingstrack hatte immer mein Handy übernommen. Da ich leidenschaftlicher Webradio Hörer bin, durften die einzelnen Lieblingssender in meinem Handy nicht fehlen. Die Nutzung war zur Gewohnheitssache geworden.

Allerdings durch meinen Selbstversuch kein Handy mehr zu haben, entfallen damit alle verbundenen Gewohnheiten und machten sich im Alltag bemerkbar. Die Umstellung von einem alten rauschenden Radiowecker mit einem alten Schlagersong geweckt zu werden, brachte gleich dem Horror ans Tageslicht. Die Alternative, schnell mal einen anderen UKW Sender suchen, damit der Morgen gut anfangen kann. Auch den Lieblingstrack raussuchen wurde hiermit Geschichte. Auch Unterwegs oder auf Reisen seine Lieblingsmusik oder Sender zu hören hatte sich erledigt. Langeweile pur, es beginnt der Informationsmangel im Bereich der aktuellen Musik.

Hindernisse – Reisen

Die weiteren Hindernisse Liesen nicht lange auf sich warten. Da ich beabsichtige ein Wochenende in Ingolstadt zu verbringen um einen Kollegen zu besuchen, buchte ich diese Online am Computer. Bei der Buchung eines Fernbusunternehmens der mich in die nächste größere Stadt befördern sollte,  wurde ich durch das Eingabefeld nach einer Handynummer gefragt. Da ich ja kein Handy habe, Lies ich dieses Feld unausgefüllt  und ging davon aus, dass ich ohne Hindernisse fortfahren konnte. Da hatte ich allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht, das System des Fernbusunternehmens blockte daraufhin die Fortsetzung meiner Anmeldung und Buchung ab. Es hinterließ bei dem Kästchen der Handynummer ein rotes Feld und ließ erkennen, dass es sich um ein Pflichtfeld handelt und die Handynummer sei unbedingt einzutragen. Was bitte schön!? Ich verstand die Welt nicht mehr. „Aber ich habe doch kein Handy“, schrie ich laut und war verärgert, als wenn ich ein Virus in meinem Rechner bekommen hätte. Und was nun? Ich beschloss einfach meine alte Handy Nummer einzutragen, diese dann vom System komischerweise auch angenommen worden ist. Das Problem wäre also schon mal vom Tisch.

Was allerdings bei einem Fernbusunternehmen gilt, ist auch bei der Deutschen Bahn zu erwarten. Auch hier sind unter Umständen mit diesen Problemen zu rechnen. Dass die E-Mail zur Online – Anmeldung und Informationen bei Verspätungen oder ausfällen ein fester Bestanteil beinhaltet, dürfte jedem klar sein. Dennoch die E – Mail die während deiner Abwesenheit dein Postfach erreicht, kannst du ja unterwegs nicht lesen, da du ja nicht Mobil warst. Wie gut dass es noch die gute alte Methode der Durchsagen am Bahnsteig gibt und die Hinweistafeln gibt es ja auch noch. Der Nachtzug war hiermit gebucht.

Ein Hotelzimmer zu buchen sollte ja das einfachste von der Welt sein. Über ein Hotelportal buchte ich mir ein Zimmer und gab in der E-Mail bekannt, dass ich mit dem Nachtzug komme. Das Eintreffen meiner Person sei also so gegen 02:00 Uhr Nachts zu erwarten. Dieses sei kein Problem so der Inhaber des Hotels und erklärte, es gäbe eine sogenannte Check – In Box. Diese hätte die Funktion für die Schlüsselausgabe wenn kein Personal (sowie mitten in der Nacht) anwesend wäre. Soweit so gut dachte ich mir, wenn es den funktioniert. Leider kam alles ganz anderes!

Nachdem meinem Bekannten aus Ingolstadt am Telefon zugesagt hatte, mich vom Bahnhof mit seinem Auto abzuholen, war uns beide allerdings bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar, wie man in der modernen digitalen Welt kommuniziert, wenn Unterwegs ein Zug / Bus Verspätung hat oder gar nicht mehr kommt. Es gäbe ja verschiedene Gründe die dazu führen das Verkehrsmittel ausfallen. Dann wartet man auf den anderen vergeblich, den anderen anrufen kann man ja nicht. Da ich den ganzen Tag und die halbe Nacht im Bus und Züge verbracht habe, wollte ich nur noch ins Hotel. Die Bahn war Pünktlich bei allen Anschlusszügen (Bus inbegriffen). Mal ein Kompliment an dieser Stelle an beide Unternehmen. Da ich pünktlich in der Bahnhofshalle eingetroffen war, allerdings von meinem Bekannten keine Spur, überlegte ich mir welche nächsten Schritte ich machen sollte um ins Hotel zu kommen?

Ein Taxi zu nehmen, es würde die Gefahr bestehen, dass er nur wegen ein paar Minuten später vergeblich auf mich warten würde, obwohl ich schon auf dem Weg zum Hotel wäre. Verpasst? Die zweite Variante wäre, eine Telefonzelle aufzusuchen und ihn dann anrufen. Das es noch Telefonzellen gibt an größeren Bahnhöfen ist wahrscheinlicher, als auf einem Bahnhof außerhalb der großen Städte. Die meisten Telefonzellen haben aber sogenannte Telefonkarten, so dass man mit Bargeld in den meisten Fällen sowieso nicht anrufen könnte. Eine Telefonkarte für Telefonzellen am Kiosk oder bei der Post zu kaufen, wäre in der Nacht um 02:00 Uhr rum sowieso nicht möglich gewesen. Aber alles wurde gut, mein Kollege verspätete sich nur um ca. 5 Minuten, pünktlicher ist auch die Deutsche Bahn nicht.

Kaum am Hotel angekommen, wurde ich vor ein neues Problem konfrontiert. „Ich und Technik“, zugegeben, das war ja schon immer so eine Sache für sich. Eine Check-In Box zu überlisten, bedarf es wohl ein Studium des Bachelor oder ein Hochschulstudium. Laut des Inhabers des Hotels sollte ich ein Passwort in die Check-In Box eingeben um an den Schlüssel zu meinem Zimmer zu gelangen. Nach mehreren Versuchen scheiterte ich gnadenlos und dachte der Fehler lag an mir persönlich. Daraufhin versuchte mein Kollege erneut diverse Male und scheiterte ebenfalls. „GAME OVER“!

„Was jetzt?“ Eine sehr gute Frage. Daraufhin versuchten wir es mit der Klingel, diese direkt zum Handy des Inhaber führen sollte. Leider ergebnislos. Hotelabenteuer sieht anders aus. Mein Kollege wurde schon sauer und sagte zu mir: „Du bist ja auch Verrückt ohne Handy durch die Gegend zu reisen, dann hättest du jetzt den Typen jetzt anrufen können!“ Die Freundin meines Kollegen fing auch schon an zu quengeln, denn ihr wurde vom rumstehen kalt. Ich schaute in die Reiseunterlagen und suchte die Hotel Telefonnummer raus. Was ich jetzt nur noch brauche ist eine Telefonzelle um anzurufen. „Was brauchst du!?“ Erwiderte mein Kollege. „Ich komme aus dieser Stadt und weiß nicht mal selber wo hier in dieser Gegend eine Telefonzelle aufgestellt ist?“ Er holte sein Handy aus der Jackentasche und rief den Inhaber des Hotels an um die technische Sache zu klären. Technik die begeistert. Das betreten meines gebuchten Zimmers wäre als bewältigt. Da war allerdings noch die Frage offen, wie die Kommunikation funktionieren sollte, um die weitere Verabredungen und Terminabsprache festzulegen. Da ein Telefon sich auf meinem Zimmer befand, erleichterte es die Situation gleichermaßen.

Hindernisse – Leute kennenlernen

Am nächsten Abend wie geplant ging ich auf die Party meines Kollegen. Die Stimmung war gut, auch wenn ich zwischen Hip Hop und Schlager sowie elektronische Musik meine Unterhaltungen zu den anderen Gästen suchte, tröstete ich mich selbst mit dem Spruch: „Deutsche Musik geht immer!“ Nach einer Weile sprach sich wohl rum, dass ich der Typ ohne Handy sei. Einige der Partygäste sprachen mich darauf hin an: “Stimmt das, dass du überhaupt kein Handy hast, echt gar keins!“ Ich erwiderte mit einem klaren und deutlichen: „Nein habe ich nicht!“ Das konnte keiner von ihnen verstehen, wie man den heutzutage ohne Handy sein kann. Ich erklärte von meinem Selbstversuch ohne Handy zu sein, was mehrere Monate wohl ausmachen könnte.

Da ich auch einige geschäftliche Dinge am Rande erledigen wollte und gerade bei neuen Kontaktdaten die man ja eigentlich via Handy sofort abspeichert, war dieses ja auch ohne Handy nicht möglich. Der Kommunikationsaustausch zwecks Kontaktdaten vom potenziellen  Geschäftspartner ging also wie früher über die gute alte Methode der Visitenkarte und die damit anschließende verbundene E-Mail. Die Party neigte sich zum Ende, so beschloss ich zurück ins Hotel zu gehen. Da ich ja kein Handy hatte, konnte ich mir auch kein Taxi bestellen, zugegeben hätte ich jemanden Fragen können ob er / sie für mich über sein Handy ein Taxi bestellen könnte. Wäre ja kein Problem gewesen. So lief ich die ca. 2 km zu Fuß im Nieselregen zum Hotel. Wer kein Handy hat muss leiden, dachte ich mir so.

Die Heimfahrt mit dem Zug ging reibungslos von statten. Mit einen ICE der neuartigen Bauart war das reisen nicht nur angenehmer sondern auch dadurch interessant zu beobachten, dass jeder 10 Reisende sich mit einem Leptop und/oder Tablet beschäftigt hat. Jeder 3 Reisende mit seinem Handy und einige mit noch einem echten Buch (so aus Papier) die Zeit verstreichen ließ. Dank des kostenlosen WLAN in den neueren Zügen eine gute Alternative. Als ich die anderen Fahrgäste mit ihren Gerätschaften intensiv beobachtete, kam ich mir vor wie klein Fritzchen, der sein Eis nicht bekommen hat und alle anderen umso ein größeres. War ich jetzt neidisch, eifersüchtig oder emotional anders drauf? Diese Frage konnte ich in diesem Moment nicht beantworten. Dieses Empfinden bekam ich so noch nie zu spüren.

Auf einem weiteren Bahnhof musste ich umsteigen, es war schon mitten in der Nacht und daher wenig los auf dem Bahnsteig. Plötzlich sprach mich ein junger Mann an und fragte mit unverständlichem Deutsch, er wolle nach Mannheim und wann der nächste Zug käme. Nachdem ich ihn zu verstehen gegeben habe, dass er über 4 Stunden warten müsste, weil es kurz nach Mitternacht gewesen sei, erwiderte er, dass er dieses nicht Verstanden hatte. Ich fragte ihn, wo er her komme? „Ich komme aus Syrien und mein(e) Deutsch ist nicht so gut!“ Endschuldigte sich in gleichem Atemzug.  Aufgrund dass er mich nicht verstanden hatte, holte er plötzlich ein relativ neues Handy raus. Er nutze eine Übersetzungs- App von seiner Landessprache auf die Deutsche. Die Kommunikation wurde sogar dadurch ein wenig besser. Kann nicht wahr sein, dachte ich mir! „Selbst die Flüchtlinge von heute haben ein besseres Handy als manch unser einer!“. (Oder doch etwa geklaut?) Das gab mir und meinem Selbstversuch zu denken.

 

Hindernisse – Nachteile

Die Nachteile kein Handy mehr zu haben werden sehr schnell deutlich. Dein Freundeskreis hat aufgrund ihrer gleich- und einheitlichen, geformten Gewohnheiten zu kommunizieren, dich schnell im Hintergrund gesetzt und wird als hoher Aufwand empfunden dich zu kontaktieren. Deine realen Freunde kommen plötzlich in Bedrängnis ihrer Gedanken, stellen dir die Frage; „Wie kann man dich dann erreichen!“ Haben aber die Realität der Überlegungen verloren, dass es noch andere Kommunikationsmittel gibt. Viele aus deinem Wirkungskreis wenden sich durch die gewohnte Kommunikation von dir sogar ab. Melden sich nur noch sehr selten oder wenn die mal was von dir brauchen. Aber auch ich spürte die Nachteile der Hindernisse. Beim Telefonieren vom Festnetz in Handynetz fühlte ich mich wegen den Kosten irgendwie unter Druck gesetzt. Da ich beim Festnetz einen anderen Tarif hatte. Du willst dich kurz fassen um alles dingend und schnell zu besprechen, so kommt es allerdings vor, dass du wichtige Details des Gespräches vergisst.

Auch mein Chef, (Inhaber einer großen Medienfirma) ist vom Selbstversuch nicht gerade begeistert. Hier stehen diverse Netzwerke, SMS, Handygespräche und moderne Kommunikationsmittel täglich im Vordergrund. Wie gut das ich mit keiner Abmahnung rechnen musste, die Aussage vom meinem Chef war: „Wenn du schon in die Steinzeit der Kommunikation willst, dann geh auch ganz zurück. Du bekommst von mir zwei Konservendosen mit einer Schnur dazwischen, so wie früher. Die nächste Gehaltserhöhung wirst du dir aber abschminken müssen, auch Konservendosen sind teuer genug!“

Hindernisse – Nachteile – fatale Folgen

Zwecks eines Projektes von unserer Firma aus, stand ein Außendienst – Termin an. Ich beschloss den Firmenwagen zu nehmen, um bei dem Kunden pünktlich zu erscheinen. Nachdem angesetzten Termin wollte ich zurück zur Firma fahren, wurde allerdings in einem sehr schweren Verkehrsunfall verwickelt. Da es schon dunkel gewesen war und wir uns auf einer Landstraße befanden, war die Orientierung  sehr problematisch. Bei gleich drei Schwerverletzten und ein leicht Verletzten sowie die Fahrzeuge mit Totalschaden war die Lage sehr unübersichtlich. Die anderen bluteten sehr stark und waren kaum ansprechbar. Ich hatte große Mühe, Erste Hilfe zu leisten. Mir persönlich ging es relativ noch gut. Es vergangen mehr als 10 Minuten ohne überhaupt ein Notruf absetzen zu können. Die betroffenen, davon einer mit Kopfverletzung bluteten mehr und mehr. Einen Notruf konnte ja nicht  absetzen werden, da ich ja kein Handy besaß. Jetzt bekam ich ein sehr schlechtes Gewissen.

Verdammt! Hätte ich nur dieses eine Mal ein Handy um den Notruf abzusetzen!

Auf die Idee,  dass ich bei den Verletzten nachsehen konnte, ob die eventuell ein Handy dabei hatten, bin ich in meiner Stresssituation überhaupt nicht gekommen. Nicht nur das ich mit allen Beteiligten beschäftigt war, sondern auch bei mir mittlerweile eine Überforderung feststellen musste. Meine Hände waren voller Blut, ich bekam keinerlei vernünftigen Druckverbände zu Stande und zitterte vor lauter Aufregung am ganzen Körper. Ich war total verzweifelt.  Es waren fast 20 Minuten vergangen, so kümmerte ich mich immer noch um die Verletzten. Ein Haus weit und breit war nicht zusehen, wo man hätte Hilfe holen können. Wenn jetzt einer von denen etwas passiert, dachte ich mir so, bin ich nachher der schuldige, nur weil ich kein Handy besitze? Das wäre Fatal. Nach ca. 25 Minuten kam endlich ein Auto entgegen, dieser hat sofort angehalten und sich nach der Lage erkundigt, um diese dann an die Notrufzentrale weiter gegeben. Nach wenigen Minuten trafen gleich mehrere Rettungswagen ein um aller Beteiligten in ein nahe liegendes Krankenhaus zu fahren.

Der Notarzt fragte mich im Rettungswagen auf der Fahrt ins Krankenhaus, in höflicher aber bestimmter Tonlage. „Wieso haben Sie nicht schon viel ehr die 112 gerufen, wir hätten viel früher da sein können“! Ich gab ihm zu verstehen, dass ich überhaupt kein Handy besitze und ich es wichtiger fand mich um die verletzen zu kümmern so gut es ging. Das große Staunen vom Notarzt konnte man ihm an seinem Gesicht erkennen. „Oh!“ Sagte der Notarzt, „dass hört man aber selten, dass es noch Leute in der heutigen Zeit gibt, die kein Handy besitzen!“ Er räumte ein, dann die Sachlage der aktuellen Situation aus einer anderen Sicht zu sehen und gab zugleich Verständnis für mein Verhalten.

Nach einigen Tagen waren fast alle Beteiligten von dem Verkehrsunfall wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Ein mulmiges Gefühl nach diesem Erlebnis hatte ich schon. Alles hätte viel schlimmer ausgehen können. Rein juristisch konnte mir zwar nichts passieren, allerdings der Gedanke, dass hier auch Tote hätte geben können, belastete mich umso mehr. „Handys können Leben retten!“

Die bisherigen Vorteile!

Die bisherigen Vorteile kein Handy zu haben, machten sich nur schleichend und zu einem späteren Zeitpunkt bemerkbar. Aufgefallen ist mir die Ruhe im Alltag, die dadurch entsteht, kein Handygeräusch wahrzunehmen. Kein klingeln, brummen oder Gepiepe, wenn eine Gespräch, SMS oder aus weiteren Netzwerken, Nachrichten zu empfangen wären. Die plötzliche Aufmerksamkeit auf das fixierte Handy und dessen Laute es von sich gibt, verschwinden nach einer Weile aus dem Gehirn. Während meines Selbstversuchs nahm ich zwar Geräusche von anderen Handys wahr, die in meinem Wirkungskreis entstanden sind durch dritte Personen, haben aber keinerlei Reaktionen oder Anlass dazu geführt nach einem Handy zu suchen. Denn das Gehirn ist auf die aktuelle Situation kein eigenes Handy und die damit verbundene Laute nicht mehr eingestellt. Der Körper kommt mehr zur Ruhe und man wird nach einiger Zeit ohne Handy viel entspannter und ruhiger.

Nach einiger Zeit bemerkst du auch, dass die Arbeitsabläufe mit denen du dich beschäftigst, schneller von statten gehen, als wo du noch ein Handy hattest. An deinem Arbeitsplatz kommst du da durch besser und schneller voran um alles zu erledigen was auf der Tagesordnung steht. Ein weiteres Merkmal, die Nachtruhe wird nach einiger Zeit spürbar besser. Da in der Nacht ja kein Handy klingeln, summen oder piepen kann, schläfst du automatisch nicht nur besser ein, sondern auch besser durch. Das Resultat, du bist morgens besser ausgeschlafen und bis den Rest des Tages besser gut gelaunt.

Das Handy selbst:

Umso mehr du dich mit dem Handy beschäftigst, umso mehr wirst du dich davon abhängig machen. So etwas nennt man Sucht. Die digitale Droge, die so legal im Alltag wird, wie das Rauchen oder der Alkohol. Werbung für Zigaretten und Tabak ist zumindest in Deutschland teilweise verboten. Handy- Werbung dagegen nicht. Dabei verursachen Handys im Straßenverkehr und im Alltag mehrere  tödliche Unfälle, genau wie das Rauchen und das überkonsumieren des regelmäßigen Alkohol trinken.  Die Medien und egal welches, beeinflussen uns immer mehr. Im TV sieht man ständig  Serien und Spielfilme ja sogar auch in Cartoons (z.B. Die Simpsons), wie der Alltag der Handys fester Bestanteil wird. Die Werbung tut ihr übriges und berieselt über alle möglichen Kanäle mit neuen Produkten.

Essen gehen mit Freunden

Auch wenn Freunde zu Besuch kommen oder ich bei Einladungen erscheine, steht spätestens nach wenigen Minuten das Handy im Mittelpunkt. Sei es Nachrichten lesen zusammen Fotos schauen oder soziale Netzwerke durch surfen.  So machte ich einen weiteren Versuch um genau diese Situation LIVE hervorzurufen. Ich habe einige Freunde zu Essen eingeladen und es kam wie es kommen musste. Die eine tippe munter vor sich hin, während die andere mir Fotos zeigte, die sie Laufe des Tages gemacht hatte. Ein anderer fing an zu telefonieren und ein weiterer nervte sogar mit seinem Fotoapparat und machte einen auf Paparazzi. Gemütlichkeit sieht anderes aus! Da stellt man sich die Frage, warum man sich überhaupt noch mit Freunden in der realen Welt treffen sollte. Auch der innerliche Gedanke sich verleiten zu lassen, wenn man ein Handy am Mann hätte, war all gegenwärtig. Zugegeben ich hätte in dem Restaurant vielleicht auch am Handy gespielt. Handybesitzer vereinigt euch.

Der Verfolgungswahn:

Es gibt über 50 Millionen Handybenutzer allein in Deutschland. Überall Handys, Handys, Handys, es kommt mir vor als sehe ich eine Vielzahl weißer Mäuse. Diese nicht mehr aus meinem Kopf gehen und verfolgen mich wie ein schlechter Traum überall hin.  Man sieht sie an der Bushaltestelle, in Bus & Bahn, am Arbeitsplatz im Café, auf dem Fahrrad, bei Fußgänger ja und sogar in Klassenräumen während der Unterrichtszeit. Keine Party mehr ohne Handy, dieses trübt die Stimmung im Gesamten. Fehlt nur noch, dass jemand ein Bier am Tresen per SMS oder WhatsUp bestellt.

Der Verfolgungswahn nimmt gerade im Bereich einer Partnerschaft oder Ehen zu. Hier ist die häufigste Schnittstelle für mögliche Informationen die Aufschluss darüber geben, ob eine Beziehung durch dritte beeinflusst werden. Wer sein Handy offen rum liegen lässt, besteht die Gefahr seine Informationen unbewusst frei zu geben. Datenschutz ade! Das Handy erweckt oft Misstrauen in der Partnerschaft, es sei ja Intimsphäre und geht keinem was an. Dieses könne man vergleichen wie ein Tagebuch, andere dagegen veröffentlichen alles sofort in den asozialen Netzwerken. Dateneinsicht für alle!

Pokemón neuer Trend!

Der Verfolgungswahn der meisten Handybesitzer/in nimmt in der letzten Zeit immer mehr zu. Als sei es noch nicht genug vom Handy abhängig zu sein, vom Wecken, Musikhören sowie Chatten, u.v.m. , kommt die totale Ablenkung schlecht hin. Ein Spiel zwischen Realität und  der virtuellen Welt.  Pokemón heißt es, und es handelt sich um Monster zu jagen. Damit wäre die Sucht dann perfekt. Ich beschloss diesen Blödsinn nicht mitzumachen, wenn mein Experiment zu Ende ist. Ein Monster zu finden, in dessen Straßen ich mich gerade befinde, brauche ich nicht. Ehrlich gesagt spiele ich dann lieber ein Brettspiel, namens Monopoly.

Bin ich nun ein Außenseiter?

Eine gute Frage die ich mir selber nicht beantworten kann. Ich erhoffe mir durch mein Experiment genau die Antworten zu finden.  Das Gefühl ein Außenseiter zu sein, habe ich nicht. Im Gegenteil, dadurch das ich kein Handy und auch keine Netzwerke bediene, bin ich automatisch in meinem Wirkungskreis im Mittelpunkt, wenn nicht sogar häufiger Gesprächsthema.  Es zu respektieren, dass man kein Handy besitzt  oder in Netzwerke vertreten ist, können nur die wenigsten. Andere wiederum versuchen dieses ins lächerliche zu ziehen und es kommt sogar zu Nötigungen, wenn nicht  sogar bis hin zur Beleidigungen. Respekt gegenüber der anderen sieht anderes aus!  Was bleibt übrig? Dein enger Freundschaftskreis , der es so akzeptiert wie es ist und nicht versucht es zu ändern. Die, die dich ernst nehmen als Mensch mit der gewählten Kommunikation.

Das Ergebnis:

Ich bin sehr zufrieden mit meinem Experiment, habe vielen dadurch gelernt und Zeit und Ruhe zu schätzen, die früher nie hatte.  Stress und ständige Ablenkung waren an der Tagesordnung. Allerdings  wenn ich ehrlich bin für die Zukunft, so ganz möchte ich doch nicht verzichten, dafür sind viele Handgriffe mit der modernen Kommunikationswelt zu bequem und zu einfach. Zugegeben man muss mit der Zeit gehen und ein bisschen offener für die neue Kommunikationswelt sein.  Könntet ihr euch vorstellen diesen Artikel mit der guten alten Schreibmaschine geschrieben zu haben oder gar noch handschriftlich, nur weil man damals was gegen die  Computer haben könnte?  Wie gut das es damals schon  Tipp-Ex gab.

Nach nun fast 12 Monaten beende ich das Experiment, ohne Handy durch den Alltag zu kommen. Versucht dieses doch auch einmal, ist wie Kopf-Yoga, gut  für Geist und  die Seele. Ich würde es jeder Zeit wieder machen.

Klingelton gefällig!?

http://media.ndr.de/progressive/2015/1130/AU-20151130-1551-5642.mp3

Auto: Tomko

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